Die Periode – Ein Tabuthema in Deutschland

Female Empowerment kommt in Bewegung, der Film „Period. End of Sentence“ gewinnt einen Oscar, der Deutsche Bundestag entscheidet sich zur Steuersenkung auf Periodenprodukte – all dies zeigt: Die Periode kommt in der Öffentlichkeit immer mehr als ein ausgesprochenes Thema an. Weltweit beschäftigen sich immer mehr Frauen!?! mit dem Zyklus Menstruierender und trotzdem flüstern Mädchen auf Toiletten, Tampons werden unterm Bürotisch „gedealt“ und Schmerzen verschwiegen. Das Verhalten gegenüber der Menstruation ist in Deutschland noch immer ein von geröteten Wangen und peinlicher Stille geprägtes. Aber wovor haben wir denn eigentlich „Angst“? Passen Aktivismus, Wirtschaft und Periode zusammen? Und was können wir tun, um die Periode aus versteckten Badezimmern in den Alltag zu holen?

Artikel von Benedict Gehlken und Nora Therese Witt


Therese’s einleitende (weibliche) Sicht auf das Thema

Rote Woche, Erdbeerwoche, die rote Karte ziehen, Bloody Times, auf der roten Welle surfen, Ketchup-Woche, Rote Zora, Kirschenzeit, Schmollwoche, Los Wochos, Ferrari in der Tiefgarage, Maler im Keller, Besuch von der roten Lola, Besuch von Tante Rosarot aus Unterleibzig, Rote Armee, Umstöpseln, Besuch vom roten Baron, Riding the cotton pony, Vampirlutscher, Wein im Keller, Urlaub am roten Meer, Red River, Besuch aus Moskau, Preiselbeerwoche, Erbsünde, Blowjob Week…

Die Euphemismen häufen sich, niemand traut sich das „Problem!?!“ beim Namen zu nennen – Regelblutung, Monatsblutung, die Tage, Regel, Menstruation oder wie wäre es denn schlichtweg mit Periode? 

Versteckte Tampons, heimlich ausgetauschte Binden, plötzliches Unwohlsein, aber natürlich nur wegen des zu scharfen Essens – wir verstecken, verheimlichen und finden Ausreden, alles nur, um auf keinen Fall jemanden und ganz besonders keinen männlichen Mitmenschen, merken zu lassen, dass wir gerade menstruieren. 

„Es ist unsere größte Angst, dass andere Augenzeuge davon werden, dass wir unsere Tage haben. Dabei ist es eigentlich logisch, jede Frau ist ein Mal im Monat an der Reihe!“

Das Tage Buch – Heike Kleen

Aber vielleicht ist die Angst auch natürlich, denn was wir nicht kennen, flößt uns Angst ein. Aber warum wissen nicht mal wir als Frauen selbst genau Bescheid, was in unserem Körper während unseres Zyklus passiert? 

Klar ist, uns fallen weder Erdbeeren, noch Preiselbeeren aus der Unterhose, vom Platz gestellt werden wir auch nicht eine Woche, keiner schmollt 24/7 und nach Besuch von welcher Tante auch immer ist vielen während ihrer Periode ebenfalls nicht.

„Unsere Gesellschaft braucht einen anderen Umgang mit dem Thema, es muss raus aus der geheimnisvollen Gruselecke und im täglichen Leben ankommen. Als völlig normales Ereignis. Aber wie soll das gehen?“

Das Tage Buch – Heike Kleen

Verglichen mit anderen Ländern, geht es uns Frauen in Deutschland während der „besagten Tage“ natürlich noch gut. Wir dürfen unser Leben „normal“ weiterleben, aber eben auch nur das, nicht mehr und nicht weniger. Keine Fehltage bei der Arbeit, weil sich der Unterleib anfühlt, als würde jemand von innen Bilder in die Eierstöcke nageln, keine kostenlosen Tampons neben dem Klopapierspender, keine Blutflecken auf der Hose, wenn uns die Menstruation doch mal überraschend ereilt.

Als hätten wir uns ausgesucht, einmal im Monat diese kleine Hölle auf Erden zu durchleben und würden dafür gestraft mit der Verpflichtung, darüber zu schweigen. Fragen wir mal den deutschen Staat: Luxus nannte sich das bislang, zumindest, wenn es um das besteuern der sogenannten Hygieneartikel geht. Es wäre ein großer Schritt, wenn sich dies nun ändern würde, obwohl es eigentlich gar nichts kosten dürfte, sich während seiner Tage mit Periodenprodukten auszustatten.

Veränderung ist also schon lange an der Zeit und es machen sich immer mehr Menschen Gedanken um das Thema Periode. Immerhin betrifft es auch in Deutschland ca. 25% der Bevölkerung. Und wenn wir es genau nehmen und uns auf das Ziel einer jeden Menstruation konzentrieren, „aufzuräumen“ für eine potentielle Schwangerschaft, betrifft es die anderen 75% der Bevölkerung gleichermaßen.

Was unterscheidet dann Menstruationsblut von anderem Blut?

Was lässt uns beschämt zu Boden blicken, wenn das Thema auf den Tisch kommt?

Was macht die Periode so „verboten“?


Und was passiert da jetzt eigentlich?

Nicht nur der nicht menstruierende Teil der Menschheit weiß oft kaum über das „Phänomen“ PERIODE Bescheid, auch diejenigen, die es direkt betrifft, sind oft nicht ausreichend informiert über die Wunder, die ihr Körper da jeden Monat vollbringen muss.

Du hast auch keinen Plan? „Das Tage Buch“ von Heike Kleen ist eine bloody good address, um sich mal wirklich mit sich und seinem Zyklus und übrigens auch dem des Mannes zu befassen.

Für die Kurzvariante – ein schneller Klick in diese Artikel bringt Licht ins Rote…


Das unwissende Geschlecht

Benedict’s (männliche) Sicht auf das Thema

Ja, ich bin ein Cis-Mann. Ja, ich habe jeden Tag Kontakt zu Personen, die einmal im Monat ihre Periode haben oder hatten. Und Ja, ich gebe zu, ich weiß viel zu wenig über das Thema Menstruation, so wie viele Männer. Doch woran liegt das?

Man wird als Junge geboren, bekommt meist eine sehr geschlechterspezifische Erziehung und wenn man dann die Pubertät erreicht, dann hat man seine eigenen Probleme, die den Körper betreffen. PMS, Regelblutung, Tampons, Binden, Menstruationscups, all diese Dinge bleiben für Männer dabei häufig im Verborgenen. Irgendwann in der 6. Klasse hat man dann mal Sexualkundeunterricht, da wird erklärt, was sich jeweils in uns und mit uns verändert. Dass vorpubertäre Schulkinder in dieser Zeit alles, was mit dem Themenblock: SEX, VAGINA, PENIS, MENSTRUATION, EJAKULATION zu tun hat, „peinlich“ finden, ist für die Aufklärung nicht wirklich hilfreich. Ein paar Jahre später, wenn man etwas reifer ist und den genannten Thematiken etwas offener gegenüberstehen sollte, da bekommt man nur noch die Erläuterung des Zitronensäurezyklus oder der Übertragung von Informationen im Hirn.

Nun ist der Zug meist schon abgefahren, Menstruation spielt jetzt erst mal keine Rolle mehr für einen Mann und falls doch, dann versuchen viele dem Thema aus dem Weg zu gehen. Wenn die Freundin mal wieder „Besuch von Emily Erdbeer“ hat, dann meidet man sie einfach für ein paar Tage, und wenn die eigene Tochter erzählt, dass sie „Untenrum“ blutet, dann gibt es sofort eine Überweisung zum Facharzt (aka Mutter). Es wird uns täglich vorgelebt, im Film, im Fernsehen, in der echten Welt. Daran muss sich nun endlich etwas ändern, damit solche Szenen der Vergangenheit angehören:


Luxusbluten nennt sich das…

Wenn man in Deutschland etwas kaufen möchte, dann muss man nicht nur die jeweiligen Produkte oder Dienstleistungen bezahlen, nein, man muss auch noch die Mehrwertsteuer drauflegen. Runtergebrochen kann man sagen, dass es zwei Steuersätze gibt: einen generellen von 19% und einen ermäßigten von 7%. Der ermäßigte Steuersatz beinhaltet „alles“, was der Mensch zum Leben braucht, also einige Nahrungsmittel, Kunst- und Kulturgüter und „Dinge“ wie Hausziegen, Brennholz oder antike Briefmarken. Der generelle Steuersatz wird nun für alles andere erhoben, was wir „eigentlich“ nicht bräuchten, Dinge, die uns das Leben nur etwas schöner machen sollen. Kurzgesagt: Luxus. Das komische ist nur, dass zu diesem Luxus auch Produkte gehören, die Millionen von Menschen täglich benötigen, so zum Beispiel Periodenprodukte, also Tampons, Binden, Period Pantys und Menstruationscups. Ist das fair?
Für viele Menschen, Initiativen und sogar Firmen jedenfalls nicht. Einige von ihnen haben Petitionen gestartet, die fordern, dass für Periodenprodukte der ermäßigte Steuersatz gelten sollte, bzw. dass man eine Steuer auf Periodenprodukte ganz abschaffen müsste.
Momentan sieht es so aus, als ob sich wirklich etwas verändern wird. Nachdem Ende Mai eine von 81.000 Menschen unterschrieben Petition eingereicht wurde, gab Finanzminister Olaf Scholz nun bekannt, dass ab dem 01.01.2020 „nur“ noch ein ermäßigter Steuersatz auf Menstruationsartikel gelten soll. Ob dies wirklich passieren wird, bleibt abzuwarten…


einhorn

Nachhaltige Periodenprodukte mit einer Message

Bekannt geworden durch vegane Kondome, gehört das Startup „Einhorn“ mittlerweile nun auch zu den interessantesten Produzenten von nachhaltigen Menstruationsartikeln. Bunte und schrille Verpackungen, eine positive Message und der Anspruch, das Thema Periode zu enttabuisieren und in die Mitte der Gesellschaft zu bringen. Gemeinsam mit „Neon“ hat Einhorn deshalb eine Petition gestartet, um die Luxussteuer für Menstruationsartikel zu senken. Um herauszufinden, wie man die Periode sonst noch von ihrem Stigma befreien und inwiefern ein Kreuzberger Startup dabei helfen kann, trafen wir uns zum Gespräch mit Elena von Einhorn.

Berlin-Kreuzberg: Görlitzer Bahnhof. Irgendwo hier versucht man, die Periode zu endtabuisieren. Im Treppenhaus eines Altbauinnenhofkomplexes werden wir durch ein Schild mit der Aufschrift „Höhle der Einhörner“ begrüßt. Wir sind am richtigen Ort. Wir treffen Elena, sie ist für das Thema Menstruation zuständig. Das bedeutet Öffentlichkeitsarbeit, Petitionen, Kooperation mit anderen MitstreiterInnen und Social Media. Über Social Media bekam Elena übrigens ihren Job – sie schrieb Einhorn via Instagram an, danach machte sie ein Praktikum bei dem Startup, nun arbeitet sie hier.

…ein Hauch von „Hier werden die Dinge anders gemacht“

Das Büro von Einhorn sieht genau so aus, wie man sich eine Startup-Zentrale in Kreuzberg vorstellt. Es gibt einen Greifarmautomaten, der mit Kondomen gefüllt ist, Wände, die mit Konzeptzeichnungen vollgeklebt sind und ein Hauch von „Hier werden die Dinge anders gemacht“. Das die Dinge hier wirklich anders gemacht werden, bestätigt uns Elena. Sie sagt, dass Einhorn, in dem, was die Firma macht, zum aktuellen Zeitpunkt konkurrenzlos ist. Es geht nicht nur darum, vegane Kondome und Fairtrade Menstruationsartikel zu verkaufen, sondern auch darum, einen Einfluss auf den öffentlichen Diskurs zu haben. Durch Blogbeiträge, Social Media Content und Petitionen wollen die „Einhörner“ das Thema Menstruation dorthin bringen, wo es hingehört: In die Mitte der Gesellschaft. Der beste Weg, dies zu schaffen, sagt Elena, ist darüber zu sprechen. Die von Einhorn angestoßene Petition zum Beispiel, machte Schlagzeilen. In über 260 Zeitungsartikeln wurde das Startup und ihr Vorhaben erwähnt. Das Positive daran ist für Elena, dass selbst in „kleinen“ Regionalmedien über Menstruation geschrieben wurde, sodass nicht nur Berlin und andere Großstädte Teil dieser Aufklärungswelle bleiben.

https://www.instagram.com/p/B1wWy70H7nq/

Elena sieht optimistisch in die Zukunft. Sie sagt, dass momentan das richtige politische Klima herrscht, um etwas zu verändern. Und da nicht nur Einhorn, sondern auch noch andere Initiativen gemeinsam für das Thema kämpfen, werden Menstruationsartikel bald nicht mehr als „Luxus“ eingestuft. Der dazugehörige Steuersatz wird sich ändern. Doch bei der Petition bleibt es nicht. Einhorn ist beispielsweise auch noch an einem Projekt beteiligt, welches den Schulunterricht revolutionieren soll, damit der Zitronensäurezyklus nicht der einzige Zyklus bleibt, mit welchem man im Biologieunterricht konfrontiert wird. 

Ihre Produkte sind bunt, grell, lustig und vor allem eins: einladend.

Auch über ihre Produkte versucht Einhorn die Periode von ihrem Stigma zu befreien. Sucht man in den gängigen Drogeriemärkten nach Periodenprodukten, so muss man nämlich feststellen, dass die alteingesessenen Firmen nicht gerade dazu beitragen das „Wunderwerk“ Periode zu enttabuisieren. Die Verpackungen von Tampons, Binden und Menstruationscups wirken häufig monoton und klinisch, so als wollte man verbergen, was man da aufs Kassenband legt. Elena sagt uns, dass der Einkauf solcher Produkte nichts peinliches oder zu verheimlichendes ist. Deswegen hat sich das Team von Einhorn dazu entschieden, etwas anders zu machen. Ihre Produkte sind bunt, grell, lustig und vor allem eins: einladend. Die Designs von Einhorn sehen nicht nach Beilage eines „Erste Hilfe Koffers“ aus, sondern eher wie die Verpackung einer Actionfigur aus den 80s.

Dass diese Herangehensweise Früchte trägt, bestätigt uns Elena. Die Einhörner bekommen nämlich regelmäßig Zuschriften von Kundinnen und Kunden, die durch den bunten und schrillen Stil einen ganz anderen Zugang zu ihrer Periode gefunden haben. Denn wenn die Produkte von Einhorn eines aussagen, dann ist es dies: „Ich bin ein Mensch. Ich menstruiere. Und das ist gut so!“


ooshi

Die Periodenunterwäsche mit Female Empowerment

Auf der Suche nach etwas Sinnstiftendem, das ihnen trotz ihres Familienalltags alle Möglichkeiten gibt sich zu entfalten, haben es ooshi-Gründerinnen Dr. Kati Ernst und Kristine Zeller geschafft, die Periodenunterwäsche nach Deutschland zu holen.
„Female Empowerment“, der weibliche Zyklus, über Tabus sprechen all das haben sie sich zur Passion gemacht. Im Namen der Bundesregierung sind sie 2019 als Kultur- und Kreativpiloten in Deutschland ausgezeichnet worden.
Wie es dazu kam, dass die beiden inzwischen auf über 40.000 verkaufte ooshis blicken können und Karriere und Familie vereint haben, hat mir Kristine im Interview erzählt. 

Berlin-Prenzlauer Berg: Hinter einer Schaufensterscheibe sehe ich einen großen Schreibtisch, mit vielen Arbeitsplätzen, eine kleine Sitzecke und natürlich die ooshi Periodenunterwäsche auf dem Regal. Mit offenen Armen begrüßt mich Kristine in ooshis kleinem Büro. Nach einem kurzen Besuch beim nächsten Falafelstand und einer schnellen Instagramstory (aufregend für mich, Alltag für Kristine), machen wir es uns in den Sesseln gemütlich. 

Etwas, was die Welt ein bisschen besser macht und sie ihren Job mit der Familie vereinen lässt, haben Kati und Kristine gesucht. Bei einem Mädelsdinner erzählte eine Freundin, natürlich hinter vorgehaltener Hand, von Periodenunterwäsche aus Amerika.
Die beiden machten sich auf die Suche und waren beeindruckt von der starken emotionalen Reaktion vieler Nutzerinnen der sogenannten „period panties“. Gleichzeitig mussten sie aber auch feststellen, was für ein großes Tabu um das Thema in Deutschland herrscht. Die beiden ooshi-Gründerinnen sind seit über 10 Jahren Freundinnen und überlegten schon lange gemeinsam, wie sich ihre Jobs besser mit ihrem Familienleben verbinden lassen, denn Führungsposition und Familie ist als Frau in vielen Firmen immer noch schwer zusammen zu denken. Im September 2018 starteten sie dann ihr eigenes Ding und im Rahmen einer sehr erfolgreichen Kickstarter-Kampagne begann der Vorverkauf der ooshi Period Pantys. 

„Speak up

 „Female Empowerment“ haben die beiden sich zum Vorsatz gemacht. Der Gedanke, den Nachhaltigkeitscharakter der Periodenunterwäsche so perfekt wie möglich auszubauen, kam mehr nebenbei hinzu.
„Female Empowerment“ hat natürlich nicht ausschließlich mit der Periode zu tun, „Speak Up“ ist das Motto, sei nicht zufrieden mit den Verhältnissen, ob es dabei um deine Rolle in der Gesellschaft, in Firmen, Schönheitsideale oder halt die Periode geht, ist egal.

Viele Frauen trauen sich nicht, über Probleme mit ihrer Periode zu sprechen. Kundenanfragen, ob auf dem Paket zu erkennen sei, was sich darin befindet oder ob bei der Abbuchung des Geldes ein Name erscheint, weil beispielsweise der Ehemann nichts davon erfahren darf, sind leider keine Seltenheit, berichtet mir Kristine.
Auch wenn das Thema aktuell immer öfter abgeschlossene Badezimmertüren verlässt, müssen Frauen und junge Mädchen dort abgeholt werden, wo sie sich gerade gedanklich mit dem Thema befinden, das ist ooshis erklärtes Ziel. Frauen sollen sich trauen, für das einzustehen, was sie beschäftigt.
Mit ihrem Instagramchannel wollen die beiden nach dem Motto: „Wenn die zwei das hinkriegen, schaffen wir das auch!“ andere Frauen inspirieren. Die Luxussteuer-Petition unterstützten sie hier ebenfalls. Auch wenn diese ihr Produkt zumindest vorläufig wahrscheinlich nicht betreffen wird, wollen sie natürlich trotzdem zusammen mit anderen Engagierten die Kräfte bündeln. 

https://www.instagram.com/p/B2ChNhXAb6f/

„Warum findest du es komisch darüber zu sprechen?

Jeder Mensch, jede Situation erfordert eine andere Herangehensweise, viele Menschen reagieren anders, als wir es erwarten, da ist es schwer den richtigen Ansatz zu finden, besonders, wenn Menschen das Thema komplett tabuisieren. So behutsam wie möglich, meint Kristine, Fragen wie: „Warum findest du es komisch darüber zu sprechen?“ können helfen.
Mit ihren Kindern reden die beiden inzwischen offen über alles und auch andere, wie zum Beispiel ihre Instagram-Follower, besonders auch Mütter von Jungen, ermutigen sie offen mit ihren Kindern zu sprechen. Fazit ist, besonders spannend ist das monatliche Cup Auswaschen irgendwann nicht mehr, sondern einfach normal und so soll es sein. Für Kristines achtjährige Tochter ist es so normal, darüber zu reden, dass sie unaufgefordert gerne davon erzählt, was ihre Mama beruflich macht. Das sie dadurch auch potentielle Kunden anwirbt zeigte sich, als Kristine im Hotel am Frühstückstisch von einer begeisterten Frau angesprochen wurde, die mehr von ooshi erfahren wollte, nachdem Kristines Tochter sie am Buffet angesprochen hatte.
Mit potentiellen Investoren (stellt euch sechs mittelalterliche, streng dreinblickende Männer in Anzügen vor) spricht man am besten von „Female Healthproducts“ und dem großen Markt, welcher in Deutschland für diese Produkte herrscht, doch dann sind auch diese bereit dazu offen, über das Thema zu reden. Kristines Schluss ist, dass man lernt, mit verschiedenen Menschen und Situationen umzugehen und ein besseres Gefühl dafür bekommt, wie man die Menschen am besten erreicht.

„In der Berlin-Bubble denkt man manchmal, so schlimm ist es doch gar nicht…“

Was für ein riesiges Tabu noch immer um das Thema herrscht, vergisst man leicht, wenn man sich in seiner „Bubble“ von Gleichgesinnten bewegt. Als Reaktion auf einen Beitrag zu ooshi im Rahmen der Abendschau im rbb erlebten Kristine und Kati den Zusammenstoß dieser verschiedenen Meinungen live auf Facebook. Von Kommentaren, was für eine Zumutung es wäre sich Periodenunterwäsche beim Abendessen anschauen zu müssen, über die Ekelhaftigkeit bis hin zu emotionalen Gegenreaktionen, die sich für die Natürlichkeit der Sache einsetzten, war hier alles vertreten. Ein regelrechter Kampf herrschte unter dem Ausschnitt aus dem Fernsehbeitrag. Die beiden lasen stundenlang mit, konnten sich aber komplett der Diskussion entziehen. Das machte es trotzdem zu einer positiven Erfahrung, denn die Stimmen der Verteidiger waren auch ohne Eingreifen der beiden laut genug.
Ein großer Teil des Problems entsteht durch die Unwissenheit vieler, welche für Verschlossenheit gegenüber dem Thema sorgt. Besonders in der Schule muss die Aufklärung und damit auch das Thema Periode neu gedacht werden. Die Themen brauchen einen neuen Stellenwert in der Bildung und es muss vor allem offener damit umgegangen werden, findet Kristine.
Redet darüber, mit engen Vertrauten, mit entfernten Bekannten, immer dann, wenn es sich ergibt. Seid nicht leise, wenn es euch beschäftigt und seid euch bewusst, dass ihr ein Recht auf eure Stimme habt, dass wollen Kristine und Kati vermitteln. Die Aufmerksamkeit, nicht zuletzt auch aus der „Höhle der Löwen„, welche das von ihnen geschaffene Produkt und die dahinter steckende Idee aktuell bekommt, zeigt, dass es auf jeden Fall möglich ist, das Thema in die Öffentlichkeit zu bringen und wir uns alle die beiden als Vorbild nehmen können.


Menstruierende bekommen ihre Periode zwischen 9 und 16 Jahren. Jede menstruierende Person hat durchschnittlich 450 Zyklen in ihrem Leben und blutet mehr als 3.500 Tage. Das können bis zu zehn Jahre des Lebens sein, in welchen Menstruierende momentan von ihrer Periode eingeschränkt werden. Viele schweigen über Schmerzen und Probleme, denn es ist immer noch ein viel größeres Tabu, als wir oft glauben. Und dies betrifft monatlich ein Viertel der Weltbevölkerung.
Die Zahlen schwanken sehr stark, doch Studien setzen auf ca. 10.000 Euro bis hinzu ca. 16.000 Euro, die Menstruierende im Laufe ihres Lebens für Produkte die sie für ihre Periode brauchen, ausgeben müssen. 

„Why were we raised to speak in low tones about periods?

To be filled with shame if our menstrual blood happened to stain our skirt?

Periods are nothing to be ashamed of. Periods are normal and natural, and the human species would not be here if periods did not exist.

I remember a man who said a period was like shit. Well, sacred shit, I told him, because you wouldn’t be here if periods didn’t happen.“

„Dear Ijeawele, or A Feminist Manifesto in Fifteen Suggestions“

Chimamanda Ngozi Adichie

Macht den Mund auf, reißt die Badezimmertüren auf, verteilt Binden auf öffentlichen Toiletten oder redet auf jeden Fall mit eurer besten Freundin, über eure roten Erlebnisse, auch das kann schon ein großer Schritt sein.
Nicht jeder von uns kann und muss für alles demonstrieren oder seine Meinung zum Beispiel durch eine durchgeblutete weiße Hose kundtun. Miteinander reden können wir alle und das ist der beste Schritt, um mit Tabus zu brechen. Es geht nicht nur um Menstruierenden, sondern um jeden. Nur wenn wir alle offen mit dem Thema umgehen, können wir das Tabu abbauen und gegen herrschende Ungerechtigkeiten vorgehen. 

Macht eure eigenen Regeln! Deine Regel – Deine Regeln


… jeder Blutstropfen zählt


Weiterlesen…

Scholz will Tampon-Steuer senken – warum es um mehr geht als um ein paar gesparte Euros

Tabuthema Menstruation – Die Rote Revolution

In der Regel besser: Alternativen zu o.b., Always & Co.

Nachhaltige Monatshygiene: In der Regel kein Müll

Tampons, Binden, Schmerzmittel -Was kostet die Menstruation?

Tabu-Thema Periode: Dieses Lippen-Plakat sorgt für Aufregung

Was kann die Periodenunterwäsche Ooshi aus „Die Höhle der Löwen“? Ich habe sie getestet

Free Bleeding: Diese Menschen menstruieren ohne Hygieneprodukte


Alle unsere Fotos zu den Firmen sind zu finden auf den jeweiligen Presseseiten – einhorn und ooshi. Alle sonstigen Bilder und Videos gemacht von Therese.

[ssba]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.