Body Positivity – Redefining Beauty

In unserer heutigen Gesellschaft werden wir jeden Tag von einer Welle von Bildern, Informationen und Eindrücken überflutet, die Frauen oft unrealistische Körperbilder propagieren. TV-Formate wie Germany’s next Topmodel, Frauenmagazine, die Modeindustrie und Übermaß an Photoshop diktieren uns bestimmte Schönheitsideale. In den letzten Jahren setzen sich viele Frauen für ein diverseres Schönheitsideal ein. Eine von Ihnen ist, Ashley Graham, die als Plus-Size Model arbeitet und sich als Body Activistin gegen einschränkende Schönheitsideale einsetzt.

“Over the last 15 years, I’ve come to the conclusion that there is no one perfect body” sagt Ashley Graham. Während die Fashion-Industrie sie als Plus-Size labelt, ist das für sie „my size“. Seit jeher kämpfen viele junge Frauen damit, sich selbst zu lieben und zu akzeptieren. Ashleys message ist klar: „We need to work together to redefine the global vision of beauty. And it starts with becoming your own role model.” Frauen müssen zusammen arbeiten und Schönheitsideale neu definieren. Jeder muss seine eigene Schönheit für sich selbst finden und lieben. Schönheit hängt nicht von Äußerlichkeiten, Kleidungsgröße oder Körperform ab.

Unser Ziel ist wie die von Ashley Graham: Jungen Frauen eine Stimme zu geben. Eine Plattform um Schönheit neu zu definieren. Denn wir sind die Generation der Body Diversity. Wir haben drei verschiedene, schöne und starke Frauen zu Schönheitsidealen, deren Ursprung sowie der Rolle von Eltern interviewt. Sie sind nur 3 von vielen mutigen Frauen, die Stereotypen und Schönheitsidealen den Kampf ansagen.

Johanna: "Am attraktivsten an Frauen wie Männern ist Selbstbewusstsein"

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Wie findest du das gängige Schönheitsideal?

Ich finde es super schwer, mich dazu zu äußern. In denen Kreisen, in denen ich mich bewege, ist das Schönheitsideal (glaube ich) ein anderes als das Gängige. Ich glaube, es ist alles krass in der Entwicklung. Natürlich sieht man am meisten sehr sehr schlanke bis dünne, hellhäutige, langhaarige Frauen. Aber ich habe das Gefühl, es ist schon alles sehr im Wandel. Es kommt drauf an in welchen Kreisen, in welchen Ecken man sich bewegt. Ob es jetzt um super schlank ist oder super trainiert geht. Jetzt ist gerade der Bootyhype. Also auf jeden Fall schön trainiert aber bloß einen dicken booty. Und ich muss sagen, ich bin auf jeden Fall ein Fan davon, dass sich gerade alles am Entwickeln ist. Und dass es nicht mehr ganz so eingeschränkt ist. Nicht ganz so einseitig. Das finde ich ganz schön.

Glaubst du das gängige Schönheitsideal grenzt aus?

Auch das ist jetzt gerade in der Entwicklung. Klar, man sieht nicht so viele kurvige Frauen. Man sieht nicht viele Frauen mit kurzen Haaren. Man sieht nicht viele Schwarze oder Asiatische Frauen. Man sieht immer ein Quoten-Curvy-Model, Quoten-Dunkelhäutige, Quoten-Asiaten. Aber es ist selten, dass es wirklich bunt durchmischt ist. Ich glaube schon, dass es ausgrenzt. Ich habe aber auch da das Gefühl, dass es auf dem (richtigen) Weg ist. Es ist in der Entwicklung, was auf jeden Fall nur zu unterstützen ist.

Wer ist privilegiert durch dieses Schönheitsideal und wie passiert das deiner Meinung nach?

Es kommt darauf an, welches Schönheitsideal genau gemeint ist und was für Privilegien man dadurch haben will. Aber auf jeden Fall ist das so, dass man als „schöner Mensch“ oft Vorteile hat. Ob das heißt, dass du weniger lange warten musst, wenn du irgendwo reinkommen willst (z. B. in einen Club) oder an einer Bar wartest. Oder dass dir oft Sachen umsonst geboten werden. Ich weiß, dass es Apps gibt, die nur für Agentur-gesignte Models sind und Sachen umsonst anbieten. Trainingsstunden, Essen oder Cocktails umsonst. Ich glaube, da ist man schon sehr privilegiert. Sodass man gerade als Frau leichter an die Dinge kommt, die man vielleicht möchte. Als weißes schlankes Model – gerade als blond oder braunhaarige – wirst du auf jeden Fall privilegiert für die meisten Jobs, die du bekommst.

Wie würdest du das aktuelle Schönheitsideal gerne ändern (möchtest du das Überhaupt?)

Ich fände es schön, wenn wir keine Schönheitsideale mehr hätten. Bzw. wenn es nicht nur eins geben würde. Schönheitsideale kommen in allen Farben und Formen und sind sehr persönlich. Daher fände ich es schön, wenn einfach von diesem Ideal weggehen würde. Ob es jetzt das Ideal: super schlanke Taille, flacher Bauch und dicke Hüften, dicker Po, dicke Schenkel oder ganz schlank oder super trainiert, kurze oder lange Haare, Sommersprossen, Beauty Marks. Ich fände es schön, wenn man alles sehen würde. Wenn man einfach schöne Menschen sehen würde. Wenn man einfach Menschen sehen würde. Ich glaube, dass es irgendwie darum geht, dass man einfach sieht, wie Leute aussehen und nicht so unrealistische Vorstellungen kreiert. Nicht nur dadurch, dass man Models benutzt aber auch dadurch, dass man Photoshop einfach im falschen Rahmen nutzt. Ich fände es schön, wenn das Schönheitsideal wäre, gesund zu sein. Und viele Möglichkeiten und Beispiele dafür zu geben, wie gesund sein aussieht oder aussehen kann.

Woher kommen Schönheitsideale?

Ich würde jetzt mal behaupten, dass unsere Schönheitsideale aus der Industrie kommen. Obwohl das zu einfach ist, weil es Schönheitsideale schon seit jeher gab. Im alten Ägypten gab es Schönheitsideale. Je nachdem wo man hingeht auf der Welt, gibt es unterschiedliche Schönheitsideale. Ich glaube, dass ein großer, großer Faktor die Industrie ist, die einfach unfassbar viel Geld damit verdient ein unrealistisches Bild zu pushen und Leute dazu zu bringen, Produkte zu kaufen um diesem Bild nachzueifern. Aber ich glaube auch dass Schönheit und Ästhetik Teil unserer Geschichte ist und auch Teil von uns als Menschen. Aber ich glaube die Schönheitsideale über die man spricht, sind auf jeden Fall Industrie produzierte Schönheitsideale.

Ab wann, glaubst du, fängt man an mit Schönheitsidealen in Berührung zu kommen?

Ich bin damit sehr spät in Berührung gekommen. Dadurch, dass meine Mutter der uneitelste Mensch der Welt ist. Wir hatten damals bis ich so 12-13 war keinen Fernseher. Und das heißt ich bin damit kaum in Berührung gekommen. Ich bin damit in Berührung gekommen, als ich in die Pubertät gekommen bin. Wo ich mich dann nicht mehr nur noch für Sport und meine Freunde interessiert habe und meine Freundinnen angefangen haben und es von zu Hause mitgekriegt haben, wo Jungs interessant wurden, da habe ich angefangen damit überhaupt in Berührung zu kommen oder mir bewusst zu werden, dass es sowas gibt. Ich glaube ich war vorher einfach mit anderen Sachen beschäftigt.

Ich glaube man kann sehr, sehr früh damit in Berührung kommen, wenn man dieses Bewusstsein zu Hause hat. Wenn man Eltern hat, die darauf achten, die mit einem die ganze Zeit darüber sprechen und bei denen man sieht, dass sie selber darauf achten. Wenn man viel Fernsehen und Zeitschriften zu Hause hat, dann wird man wahrscheinlich sehr, sehr früh damit in Berührung kommen. Wenn man über Instagram schaut, dann gibt es Babys, Kleinkinder, die voll drin sind im Game und bezahlt werden und genau wissen, wie sie zu posen und wie sie zu laufen haben vor der Kamera. Ich glaube es kommt sehr sehr stark auf die Eltern und das Umfeld an.

Was können Eltern, was können Verwandte tun, um ein diverseres Schönheitsideal zu vermitteln?

Ich glaube sie können jede Menge tun. Nummer 1 ist es sicher zu gehen, dass Kinder wissen, dass es auf jeden Fall nicht worum es geht. Vor allen Dingen sollte man ihnen andere Werte vermitteln. Beispielsweise, dass man ehrlich und aufrichtig – freundlich und fair ist. Aber ihnen vermitteln, dass sie früher oder später damit eh in Berührung kommen. Man sollte ihnen zeigen, wie viele verschiedene schöne Menschen es gibt. Wie jeder einzelne Mensch was Schönes hat. Ich glaube ganz fest daran, so wie wir mit unseren Kleinen sprechen oder mit uns gesprochen worden ist, als wir ein Kind waren, das wird unsere innere Stimme für später. Grundsätzlich sollte das Thema Schönheit und Schönheitsideal zu Hause nicht zu so einem großen Thema gemacht werden.

Wir sprechen jetzt nur von Äußerlichkeiten. Es gibt zurecht den Spruch, dass Schönheit von innen kommt und was einen Menschen alles schön machen kann und ich glaube wir kennen es auch wie Menschen, die wir lieben für uns auch vom Erscheinungsbild immer schöner werden. Ich glaube man kann einfach viel darüber sprechen und versuchen, wenn das Thema aufkommt einfach einen offenen Dialog zu führen und die kleinen damit nicht alleine zu lassen. Ich glaube auf jeden Fall, dass es aufzubrechen ist. Ich glaube sehr viel hat mit Werbung, Marketing und der Industrie zu tun, die versucht uns Sachen zu verkaufen, die wir nicht brauchen. Es geht einfach darum sich zu bilden und aufgeklärt zu sein, sich darüber bewusst zu werden, dass man viele andere Stärken hat. Dass gefördert wird, dass jeder so aussehen kann wie er will. Dass man genauso schön ist, wenn man sich um andere Dinge kümmert. Dass es nicht alles ist. Dass es nicht der Hauptfokus sein sollte. Dass es bestimmt schwierig ist, in unserer Gesellschaft sich dem zu entziehen.

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Wie ist dein Schönheitsideal? Hast du eines?

Ich finde das allerschönste und attraktivste an Frauen wie Männern ist Selbstbewusstsein. Leute, die selbstbewusst sind, strahlen, egal wie sie aussehen. Sie fangen einen ein mit ihrer Ausstrahlung, der Aura, mit der Energie, die sie in den Raum bringen. Ich glaube, das ist das beste Schönheitsideal. Wenn Leute selbstbewusst und fein mit sich selber sind, egal wie sie aussehen und das so ausstrahlen, dass jeder um sie herum auch fein mit sich fühlt. Es geht nicht darum ob die Haare perfekt sitzen oder die Haut perfekt aussieht. Bin ich jemand der runder ist oder schlanker ist? Jetzt geht der Hype Richtung kurvige Frauen Richtung geht und auf einmal werden die ganzen schlanken Mädels auch gemobbt, da sie zu dünn sind. Darum geht es ja nicht. Es geht ja darum, dass jeder so sein kann, wie er will und wie er soll und das ausstrahlen kann, dass er fein mit sich ist. Ich glaube, das ist das schönste Schönheitsideal, das ich mir vorstellen kann. Selbstbewusstsein, gesundes Aussehen und nicht zu doll in die extreme. Balance bei Allem.

Hast du eine lustige Anekdote zum Thema Schönheitsideal/ Schönheit/ Dein Aussehen? Vielleicht eine interessante Erfahrung?

Vor einer Woche war ich mit meiner Cousine und mit einer Freundin unterwegs. Die Freundin von meiner Cousine ist gerade Mama geworden. Ich habe einen großen Teil des Weges ihr den Kleinen abgenommen. Was für mich super auffällig war ist, dass ich auf einmal einfach gar nicht mehr gesehen worden bin. Ich habe das Baby vor dem Bauch gehabt und ich war einfach Luft. Für die meisten. Weder Frauen, noch Männer. Das fand ich super interessant. Gerade hier in New York sind die Leute auf jeden Fall sehr viel offener. Man wird viel angesprochen. Es wird viel gelächelt. Man macht sich viel Komplimente. Einfach so beim vorbei gehen. Und das finde ich super schön. Und das ist mir aufgefallen, als ich hierher gekommen bin. Als ich das Baby auf dem Bauch hatte, existierte das gar nicht mehr. Und das fand ich schon sehr interessant. In dem Moment, wenn du irgendiwe Mutter bist und dann auch noch alleine, weil ich ja auch keinen Mann an der Seite hatte, wirst du ganz anders wahrgenommen – ganz egal wie du aussiehst.

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Wenn du zu allen kleinen Mädchen dieser Welt sprechen könntest und sie würden dir zuhören, was würdest du ihnen gerne sagen?

Das ist so eine riesige Frage. Ich glaube ich würde mehrere Sachen sagen. Nummer 1: Habt Spaß, geht spielen. Lernt was. Kümmert euch darum, dass ihr irgendwie stark und schlau seid und dass ihr selbstständig seid und dass ihr nicht abhängig seid von irgendwem oder irgendwas. Kümmert euch gut um eure Freunde. Findet eure Leute. Weil das ist das was einen durchbringt und das worauf es ankommt am Ende des Tages. Seid gesund. In dem Moment, wo man mit sich selber fein ist, dann strahlt man das aus. Und das ist das Beste, was man tun kann. Dann kriegt man die besten Sachen. Das beste Feedback. Man lernt die besten Leute kennen. Darum geht es. Es geht um viel mehr am Ende des Tages.

Viele sprechen sich gegen die Verwendung des Begriffs „Plus-Size“ aus. Wie ist ihre Einstellung zu dem Begriff?

Ich muss sagen Sprache ist super wichtig. Natürlich gehen solche Begriffe in die Köpfe rein – auch unterbewusst. Es ist vielleicht nicht unbedingt der schönste oder beste Begriff. Ich muss auch sagen, dass ich irgendwie Schwierigkeiten habe das ganze Drama um dieses Wort nachzuvollziehen. Ich glaube, es gibt auf jeden Fall interessantere, wichtigere und schwierigere Dinge auf die man sich fokussieren kann. Wie z.B. kann es sein, dass man ab Größe 38 als Plus Size gewertet wird? Ob jetzt Plus Size oder curve. Ich muss sagen, ich bin weder Fan noch anti zu all diesen Begriffen. Ich finde am Ende des Tages sind wir alle Models. Wir haben vielleicht unterschiedliche Struggles aber wir sind alle Models. Hoffentlich kommen wir dahin, dass eines Tages Kampagnen nicht unbedingt nach Größe gecastet werden, sondern nach Typ oder danach wer am sympathischsten war. Nicht so, dass man sagt wir suchen ein curve Model oder ein Plus Size Model ab Größe xy. In der Curve oder Plussize Branche gibt es auch Kampagnen für die Größe 40 oder 42 zu klein ist. Dann gibt es Shoots, die wollen nicht über einer Größe 44. Dann gibt es Leute, die wollen erst ab einer Größe 48 casten.

Ich würde mir einfach wünschen, dass man die ganze Szene, die ganze Branche ein bisschen mehr inklusiver macht, sodass es diese Begrifflichkeiten am Ende des Tages nicht geben muss. Man sollte schon genau kommunizieren, wonach man sucht. Das schon. Aber wenn man angesprochen wird zu einer Agentur geht, dass es nicht mehr darum geht. Sondern, dass wir halt alle Models sind. Meine Agentur hier in New York ist für mich eins der besten Beispiele. Da geht man auf die Website und da gibt es nicht Curve, Petit oder Tall Models. Da sind super viele verschiedene Frauen von…bis. Von super curvy bis sehr sehr kleine Mädchen; bis ganz schlanke Mädchen und sie werden überhaupt nicht in „Kategorien“ gekennzeichnet. Da wird auch kein Wort darüber verloren. Da geht es darum besondere Typen zu repräsentieren. Und die arbeiten alle viel. Das finde ich eine schöne Herangehensweise. Weil ich auch selber keinen besseren Begriff habe, finde ich es schwierig sich über den Begriff Plus Size zu ärgern. Ziel von Kampagnen sollte sein ein realistisches Spiegelbild von dem wie die Mehrheit aussieht zu zeigen.

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Simone: "Schönheit hat für mich viel mit Ausstrahlung zu tun"

Photos: privat

Wie findest du das gängige Schönheitsideal?

Ich finde es nicht mehr zeitgemäss und auch gefährlich, wenn junge Menschen in einen Schlankheitswahn getrieben werden und dadurch krank werden. Es ist schon schlimm, wenn die Schönheit zum Kampf gegen sich selbst wird oder ein Kampf gegen andere. Das hat für mich nicht mehr viel mit Schönheit zu tun.

Wie würdest du das aktuelle Schönheitsbild gerne ändern?

Wäre natürlich toll, wenn man irgendwie weg von dieser allgemein Gültigkeit käme. Mehr hin zur Individualität und die Vielfalt an subjektiven Schönheitsidealen müsste in der Öffentlichkeit mehr abgebildet werden. In der Werbung, in Zeitschriften, im Fernsehen.. einfach das, was in den Medien öffentlich dargestellt wird.

Warum genau?

Ich finde Schönheit ist zu subjektiv, als das es ein allgemein gesellschaftlich gültiges Ideal geben könnte. Weil das einfach von jedem Einzelnen selbst abhängt, was man als schön oder nicht schön empfindet.

Ab wann glaubst du, fängt man an mit Schönheitsidealen in Berührung zu kommen?

Würde ich jetzt gar nicht an nem bestimmten Alter festmachen wollen aber ich glaube sobald man selbst aufgrund von Äusserlichkeiten ausgegrenzt wird oder sich ausgegrenzt fühlt oder einen andere deswegen ausgrenzen.

Was können Eltern/Verwandte tun um ein diverseres Schönheitsideal zu vermitteln?

Da finde ich es wichtig, dass es dem Kind vorgelebt wird, dass es seinen eigenen Geschmack entwickeln und haben soll, dabei auch von klein auf daran gewöhnt wird, dass andere Menschen zB. Mama, Papa, Oma, Opa, andere Menschen schön finden, und das kein Problem ist.

Hast du ein Schönheitsideal?

Ja würde ich schon sagen, dass mache ich aber nicht alleine an Äusserlichkeiten fest. Und das hat sich auch auf jeden Fall im Laufe der Jahre verändert. Während ich da früher auch eher starr war in meinem Denken und dem gängigen Schönheitsideal wahrscheinlich mehr entsprochen habe. Bin ich da viel offener geworden und kann Schönheit auch in anderen Dingen sehen. Zum Beispiel im Verhalten oder Auftreten einer Person. Und wenn mir das nicht passt oder wenn mich da etwas stört, dann ist für mich die Person auch weniger schön, auch wenn sie äusserlich attraktiv ausschaut. Schönheit hat für mich viel mit Ausstrahlung zu tun.

Wenn du zu allen kleinen Mädchen der Welt sprechen könntest, was würdest du gerne sagen?

Ich würde ihnen gerne sagen, dass die schönste und glücklichste Frau der Welt immer die sein wird, die unabhängig ist und deswegen soll sie zuallerst immer nur sich selbst gefallen und nicht traurig sein, wenn Männer über einen spotten oder lachen. Sondern den Spott mit Stolz tragen auch wenn man dann noch nicht reif genug ist, das Kompliment in seinem Spott verstehen zu können.

Was ich anderen Frauen auf den Weg geben möchte, die vom Schönheitsideal abweichen?

Es ist natürlich unterschiedlich und hängt davon ab, ob die Frau unter den Abweichungen vom Idealbild leidet oder es ihr egal ist und sie ihre Abweichungen mit Stolz und Bewusstsein lebt. Weil jeder Frau würde ich dann was anderes sagen.

Photos: privat

Findest du dich schön, was magst du an dir?

Ich bin insgesamt mit mir sehr zufrieden. Ich finde meine Kopfform schön, ich finde meine kurzen Haare stehen mir gut. Ich trag die mittlerweile seit 6 Jahren so. Würde ich mich nicht damit wohlfühlen, hätte ich sie mittlerweile schon wachsen lassen. Aber ich bin so ganz glücklich und hab kein Bock auf Übergangsfrisur und irgendwo machts auch Spass, die Meinung der Gesellschaft zu teilen; In „Das sieht ja furchtbar aus“ Meine Oma sagt immer „du sehscht aus wie en Bub“. Ich mags auf solche Reaktionen zu stossen aber ich finds natürlich auch schön. Ich mag mein Gesicht, wenn ich damit unzufrieden wäre, würde ich es wahrscheinlich auch eher hinter einem Vorhang langer Haare verstecken.

Welche Erfahrungen hast du gemacht in Bezug auf Abweichung des Schönheitsideals?

Fremde Menschen fassen mir einfach auf den Kopf. Das ist dann sehr distanzlos. Manche fragen wenigsten vorher „Oh kann ich dir mal auf den Kopf fassen?“ Ganz viele Frauen (ob sies dann tatsächlich so ernst meinen oder nicht kann ich nicht beurteilen) aber zumindest kamen einige Frauen zu mir, die ganz begeistert waren und meinten „oh das würde ich mich gerne auch trauen aber ich traus mich irgendwie nicht die Haare so kurz abzuschneiden“ Ja das ist schön wenn man die Bestätigung für Mut bekommt. Ich werd manchmal schon angeguckt wie ein Alien. Also grad so im Dorf. Aber in der Regel bekomm ich sehr viele Komplimente. Es war erst eine Frau in 6 Jahren, die mir Komplimente gemacht hat und gefragt hat, ob sie mir damit nicht zu nahe tritt, da ich auch eine Krankheit haben könnte. Das hat bisher nur sie berücksichtigt.

Würdest du dir die Haare wieder lang wachsen lassen?

Ausschliessen tu ichs nicht, nur jetzt im Moment noch nicht und wahrscheinlich auch noch nicht so bald. Aber das würde ich dann auf gar keinen Fall von irgendeinem Schönheitsideal abhängig machen bzw. von der Meinung anderer. Wenn ich meine Haare irgendwann wachsen lasse oder meine Frisur auf irgendeine Art und Weise verändere dann nur, weil ich es so möchte und es meine eigene Entscheidung ist.

Karin: "Ideale Menschen sind die, die für sich selbst einstehen und sich gefunden haben"


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Wie findest du das gängige Schönheitsideal? Was sind so deine Gedanken dazu?

Ich glaube, dass gibt es gar nicht mehr so das gängige Schönheitsideal. Da hat sich unsere Gesellschaft schon sehr sehr weiterentwickelt.

Für mich, in meiner Vorstellung, gibt es das gar nicht mehr so, wahrscheinlich weil ich mich sehr aus den Medien raushalte. Müsste mich wahrscheinlich bewusst damit beschäftigen. In den Kreisen in denen ich mich bewege, habe ich das Gefühl, dass es nicht mehr „das Schönheitsbild“ gibt. Jedenfalls nicht mehr so stark wie es mal war.

Was würdest du Mädchen mit auf den Weg geben?

Ich würde immer und mache ich auch, Kindern vermitteln, dass jeder so gut ist wie er ist. Und ganz bewusst darauf achten, dass man sich nicht auf optische Dinge beschränkt. Aber das passiert leider immernoch sehr. Man beschränkt sich da sehr auf Stereotypen. Das würde ich schon versuchen im frühen Kindesaltern zu vermitteln, dass es nicht unbedingt notwendig ist.


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Was denkst du woher diese Stereotypen kommen?

Hauptsächlich vom sozialen Umfeld. Besonders die Familie.

Kannst du Tipps anderen auf den Weg geben?

Mir hat meine Therapie sehr geholfen, weil auf eine alltägliche Art und Weise kann dir kaum jemand helfen. Das verstehen Frauen nicht die kleiner sind, man kann zwar sagen „Ja hm okay“ aber so richtig verstehen tut es dann keiner. Da kann man nicht viel auf den Weg mitgeben, dass ist so wie bei jedem der den Rahmen sprengt. Bei Kindern früh anfangen nicht irgendwelche Stereotypen zu vermitteln.

Sehr viele Dinge haben mittlerweile Raum gefunden: Übergewicht, verschiedene Kulturen…“ Im Endeffekt will ich schon darauf hinaus, dass es keinen Rahmen gibt, den man sprengen kann. Was mir immer aufstösst, man wird immer konfrontiert mit seiner Grösse. Aber was andere sehen die Menschen nicht, es passiert mir selten, dass mich jemand anspricht und mir sagt, dass er mich hübsch findet. Bei mir ist es immer die Grösse. Man definiert sich dann auch nur noch so. Es strengt halt an, dass immer nur diese eine Eigenschaft das Einzige ist was die Menschen dann sehen. es ist nervig vor allem.

Und wenn eine Fee kommt und sagt: jetzt machen wir dich 170cm?

Dann würde ich nein sagen. Auf jeden Fall! Das macht mich aus. Das bin ja ich.

Was ich mir wünschen würde ist, dass einem manche Dinge einfach erspart bleiben einem. Das hab ich für mich immer als Vorstellung fest etabliert, dass ich immer einstehen werde dafür das jeder toll ist wie er ist, auch wenn es so banal klingt.

Die Menschen denken halt nicht sie verletzen dich damit, aber sie tun es , weil sie dich halt immer auf eine Sache reduzieren.


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Hast du ein Schönheitsideal?

Ideale Menschen sind die, die für sich selbst einstehen und sich gefunden haben. Aber ich habe kein Schönheitsideal

Literaturempfehlungen

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Researchers discover new 'golden ratios' for female facial beauty. Physorg, 16. Dezember, 2009.
Nancy Etcoff: Survival of the prettiest: the science of beauty. Anchor Books, 2000
W. Lassek, S. Gaulin: Waist-hip ratio and cognitive ability: is gluteofemoral fat a privileged store of neurodevelopmental resources? In: Evolution and Human Behavior. Band 29, H. 1, 2008. S. 26–34
Simone de Beauvoir: Das andere Geschlecht. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1988, ISBN 3-499-16621-6,
Silvia Bovenschen: Die imaginierte Weiblichkeit. Exemplarische Untersuchungen zu kulturgeschichtlichen und literarischen Präsentationsformen des Weiblichen. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1980.
Judith Butler: Körper von Gewicht. Die diskursiven Grenzen des Geschlechts. Berlin 1995.
Judith Butler: Das Unbehagen der Geschlechter. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991.
Hélène Cixous: Weiblichkeit in der Schrift. Merve, Berlin 1980.
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Jacques Derrida: Das Gesetz der Gattung. In: Jacques Derrida: Gestade. Passagen, Wien 1994, S. 245ff.
Sarah Diehl: Weiblichkeitsbilder. Ein Gespräch mit Sarah Diehl, in: Mammopolis. Hrsg. von Marvin Chlada, Alibri-Verlag: Aschaffenburg 2006, S. 3ff.
Franz X. Eder: Die Historisierung des sexuellen Subjekts. In: Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften. 5. Jahrgang. Heft 3/1994, S. 311 ff.
Ute Frevert: Mann und Weib, und Weib und Mann. Geschlechter-Differenzen in der Moderne. München 1995.
Ute Frevert: Frauen-Geschichte. Zwischen bürgerlicher Verbesserung und Neuer Weiblichkeit. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991.
Betty Friedan: Der Weiblichkeitswahn oder die Selbstbefreiung der Frau. Rowohlt, Reinbek 1988.
Elke Frietsch: „Kulturproblem Frau“. Weiblichkeitsbilder in der Kunst des Nationalsozialismus. Böhlau, Wien 2006, ISBN 978-3-412-35505-0.
Roger Garaudy: Das schwache Geschlecht. München 1985.
Donna Haraway: Die Neuerfindung der Natur. Primaten, Cyborgs und Frauen. Frankfurt am Main 1995.
Luce Irigaray: Ethik der sexuellen Differenz. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991.
Luce Irigaray: Das Geschlecht das nicht eins ist. Merve, Berlin 1979.
Luce Irigaray: Speculum. Spiegel des anderen Geschlechts. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1990.
Barbara Johnson: Mein Monster – Mein Selbst. In: Barbara Vinken (Hrsg.): Dekonstruktiver Feminismus. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1992, S. 130ff.
Frank Keller / Sabine August (Hgg.): Weibs-Bilder. Texte und Bilder. Konkursbuch, Tübingen 2008
Bettine Menke: Dekonstruktion der Geschlechteropposition. In: Erika Haas (Hrsg.): Verwirrung der Geschlechter. München 1995, S. 35ff.
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George L. Mosse: Das Bild des Mannes. Zur Konstruktion der modernen Männlichkeit. Frankfurt am Main 1997.
Ulrike Prokop: Weiblicher Lebenszusammenhang. Von der Beschränktheit der Strategien und der Unangemessenheit der Wünsche. Suhrkamp, Frankfurt/Main 1976
Edith Saurer: Liebe, Geschlechterbeziehungen und Feminismus. In: L'Homme. Zeitschrift für Feministische Geschichtswissenschaft. 8. Jahrgang. Heft 1, 1997, S. 6ff.
Bettina Schmitz: Weiblichkeit in der Psychoanalyse. Passagen, Wien 1996.
Ruth Seifert: Militär, Kultur, Identität. Individualisierung, Geschlechterverhältnisse und die soziale Konstruktion des Soldatenmannes. Bremen 1996.
Klaus Theweleit: Männerphantasien. Roter Stern, Frankfurt am Main 1995.
Nicole Wachter: Interferenzen. Genderforschung. Passagen, Wien 2001, ISBN 3-85165-506-0.
J. L. Anderson, C. B. Crawford, J. Nadeau, J. Lindberg: Was the Duchess of Windsor right? A cross-cultural review of the socioecology of ideals of female body shape. In: Ethology and Sociobiology. Band 13, 1992, S. 197–227
C. R. Ember, M. Ember, A. Korotayev, V. de Munck: Valuing thinness or fatness in women: reevaluating the effect of resource scarcity. In: Evolution and Human Behavior. Band 26 (3), 2005, S. 257–270
Eric Colman: Obesity in the Palaeolithic Era? The Venus of Willendorf. In: Endocrine Practice. Band 4, 1998, S. 58–59
Fabienne Rousso: Die Schönheit und ihre Geschichte. In: Nathalie Chahine, Catherine Jazdzewski, Marie-Pierre Lannelongue: Schönheit. Eine Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts. Schirmer/Mosel, München 2000
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Dennis Nickson, Chris Warhurst: Opening Pandora's Box: Aesthetic Labour and Hospitality. In: Conrad Lashley, Paul Lynch, Alison Morrison (Hrsg.): Hospitality: A Social Lens. Elsevier 2006, ISBN 0-08-045093-8, S. 167.
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1. Beauty Redefined
2. Beauty Is Inside
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4. The Body Is Not an Apology
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[ssba]

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