Vegane Ernährung - Gesunde Alternative oder schädlicher Trend?

Frisches Gemüse liegt auf einem Tisch
By Pixabay

Steak aus Erbsen, Würstchen aus Seitan, Bouletten aus Tofu: Vegane Ernährung liegt im Trend. Die Anzahl der Menschen in Deutschland, die sich selbst als Veganer und Veganerinnen einordnen, also sich rein pflanzlich ernähren, liegt 2020 laut der Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse bei 1,13 Millionen. Das sind 180.000 Personen mehr als im Vorjahr.

Mehrere Kühe fressen Heu in einem Stall
By Pixabay

Wenn man Veganerinnen und Veganer nach den Beweggründen für ihren Lifestyle fragt, so stehen drei Dinge an erster Stelle: Tierwohl, Umwelt und Gesundheit. Vielen ist eine rein vegetarische Ernährung nicht genug. Denn so sterben für einen vegetarischen Lebensstil zwar keine Tiere, jedoch gibt es auch hier viel Leid.

Was viele Menschen nicht wissen: Eine Milchkuh beispielweise, gibt nicht von Natur aus ständig Milch. Um täglich frische Milch von einer Kuh zu bekommen, muss diese permanent künstlich geschwängert werden. Wie die Tierschutzorganisation Peta erklärt, würden Kälbchen meist direkt nach der Geburt von ihren Müttern getrennt, was großen Stress für die Tiere bedeute.

Drei Küken stehen neben zwei Eiern
By Pixabay

Ebenso wurden bis vor Kurzem männliche Küken bei lebendigem Leibe geschreddert, weil diese für die Eierproduktion nutzlos sind. Die Hühner in der Eierindustrie leben oft zusammengepfercht mit Tausenden Artgenossen und leiden dadurch unter Dauerstress, weiß Peta. Außerdem seien die Tiere alle unter der Qualzucht darauf getrimmt, immer früher, immer mehr Eier zu legen.

Wie ntv.de berichtet kam es laut einer Dänischen Studie in einigen Betrieben jüngst sogar zu Brusteinbrüchen bei Legehennen, da die Körper immer kleiner gezüchtet würden, um Platz einzusparen, die Eier aber immer größer seien. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir sieht die Ergebnisse der Studie „mit großer Besorgnis“.

Doch wie steht es um die Gesundheit? Hier scheiden sich bekanntlich die Geister. Während Veganerinnen und Veganer darauf schwören, dass ihre Ernährung nicht nur die umweltfreundlichste, sondern auch die gesündeste sei, sehen Ärzte das etwas anders.

So erklärt auch der deutsche Mediziner und Fernsehmoderator Dr. Johannes Wimmer, dass vegan nicht gleich vegan sei. Vielmehr komme es auf die Inhaltsstoffe der Ernährung an. Der Mythos des ausschließlich Obst und Gemüse essenden Veganers ist längst überholt. Denn immer mehr Supermärkte springen auf die Vegan-Welle auf und bieten viele pflanzliche Fleisch- und Milchalternativen an. Zudem gibt es eine Masse an veganem Käse, Aufstrichen und Süßigkeiten.

Wer sich ausgewogen ernährt und viel frisches Obst und Gemüse isst, ballaststoffreiches Vollkornbrot zu sich nimmt und ganz wichtig: B12 supplementiert, der lebe tatsächlich sehr gesund, erklärt Wimmer auf seinem Youtube-Kanal. Wer sich allerdings fast ausschließlich mit veganen Ersatzprodukten, wie Seitanschnitzeln oder Sojabouletten vollfuttert und auch sonst nur Fertiggerichte wie Nudeln oder Pizza konsumiert, lebe deutlich ungesünder als ein Omnivor, der sich ausgewogen ernährt. Denn auch er oder sie könne neben wenig Fleisch und etwas Käse auch zu großen Teilen pflanzlich leben, decke so aber alle wichtigen Nährstoffe ab, die der Körper zum Leben braucht.

Gerade in Fertigprodukten – seien sie auch noch so vegan und Fair Trade – verstecken sich oft viele Zusatzstoffe, um dem geneigten Veganer den Geschmack von Fleisch vorzugaukeln.

Produkte der Marke Einhorn liegen in einem Karton
By Charlotte Andres. Die Kondome von "Einhorn" sind vegan

Ohne Milch könne der Mensch aber wunderbar leben, ohne Angst vor einer Mangelernährung haben zu müssen. Denn er ist ohnehin das einzige Säugetier, das im Erwachsenenalter noch Milch trinkt, und das von einer fremden Spezies, weiß Dr. Wimmer. Zugegeben, vegane Lebensmittel in einer Großstadt wie Berlin zu bekommen, ist nicht mehr besonders schwer. Auch die Inhaltsstoffe findet man meist auf der Verpackung. Doch nicht alles, was auf den ersten Blick vegan aussieht ist auch vegan. In Gummibärchen sind Bestandteile vom Schwein, Kosmetik wird teilweise an Tieren getestet und wer mit seinem Partner oder seiner Partnerin intim werden möchte, sollte auch einiges beachten: Denn auch Kondome bestehen oft aus tierischen Bestandteilen. Die Marke Einhorn ist eine der wenigen Anbieter, die ein pflanzliches Liebesspiel garantiert. Denn in ihren Kondomen fehlt ein wichtiger Bestandteil herkömmlicher Kondome: Kasein – eine Zutat, die man sonst nur in Käse findet.

Doch wie steht es um Menschen, die für ihren Beruf in körperlicher Bestform sein müssen und sich von Experten rund um das Thema Ernährung beraten lassen? Lange galten tierische Produkte wie Fleisch und Milch als unumgänglich für einen gesunden und somit leistungsfähigen Körper. Wir allen kennen das Klischee vom Bodybuilder, der nur Hühnchen mit Reis isst. In starkem Kontrast dazu steht die Ernährungsweise von Patrik Baboumian, der durch seinen Titel bei der Strongman-Meisterschaft 2011 offiziell als einer der stärksten Männer Deutschlands gilt. „Patrik hat sich wegen der Tiere für eine vegane Lebensweise entschieden“, schreibt Peta. Und er ist nicht alleine – Spitzensportler verschiedener Disziplinen, wie z.B. Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton, Handballerin Luisa Schulze, oder Tennisprofi Novak Djokovic verzichten, zumindest in ihrer Ernährung, auf tierische Produkte. Djokovic besitzt sogar ein veganes Restaurant. 

Der Stimmungswandel der Profis, welcher im Jahr 2019 öffentlichkeitswirksam in der von James Cameron produzierten Dokumentation „The Game Changers“ thematisiert wurde, ist allerdings noch lange nicht in der breiten Gesellschaft angekommen.

So sind tierische Produkte z.B. in der Ernährungspyramide des Bundeszentrums für Ernährung (zugehörig zum Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung) immerhin an dritt- und zweitletzter Stelle zu finden. Das könnte daran liegen, dass eine rein pflanzliche Ernährung für einen gesunden Körper nicht zwingend notwendig ist.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. empfiehlt daher eine „vollwertige Mischkost“. Diese besteht laut Medizinredakteurin Janina Maier von “praktischArzt“ „größtenteils aus pflanzlichen Gerichten und zu einem kleinen Teil aus tierischen Lebensmitteln.“ In Deutschland wird dieses Prinzip von Verbrauchern größtenteils nicht angewendet. So wurden 2020 ca. 57,3 kg Fleisch pro Kopf und Jahr in Deutschland verbraucht, berichtet das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft. Empfohlen werden von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. allerdings nur 31,2 kg, also fast 46% weniger.

Während also die Schwäche der veganen Ernährung in einem potentiellen Nährstoffmangel liegt, liegt diese einer konventionellen Ernährung augenscheinlich im Überkonsum, welcher zu Krankheiten wie z.B. Darmkrebs oder Diabetes, aber auch zu chronologischen Entzündungen verschiedener Arten führen kann. Beide Phänomene sind natürlich vermeidbar. Die goldene Mitte ist eine konventionelle Ernährung mit wenigen tierischen Produkten.

Veganismus ist also ernährungstechnisch kein schädlicher Trend, aber eine potentiell gesunde Alternative, wenn richtig angewendet. Interessanterweise stagniert laut Statista nicht nur der Fleischkonsum, sondern auch der Konsum von Frischmilcherzeugnissen und von Fischereierzeugnissen in Deutschland. Der Konsum von Eiern ist allerdings in den letzten Jahren, wenn auch wenig, gestiegen. Die steigende Zahl von Veganern begünstigt die rückläufigen Trends im Verbrauch tierischer Produkte zwar, aber auch ein gesünderer Umgang mit Fleisch- und Milchprodukten der „Mischkonsumenten“ könnte die rückläufigen Trends erklären. Dies wäre ein positives Zeichen, hin zu einer gesünderen Ernährungsweise der Gesamtbevölkerung, egal ob durch Veganismus oder durch eine konventionelle Ernährung mit wenigen tierischen Produkten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert