Yasmine M’Barek: Journalistin, Realistin & gerade mal 23 Jahre alt

Yasmine M’Barek ist eine Persönlichkeit in der politischen Berichterstattung, die jeder kennen sollte. Große Stimmen im Journalismus, wie Beisenherz und Lanz beschreiben sie als eine der spannendsten und einflussreichsten Journalisten Deutschlands. Was sie als junge Journalistin von anderen unterscheidet ist, dass sie sich von der Mainstream Meinung ihrer Generation, der Gen Z, abgrenzt und mit ihren politischen Analysen auch Alternativen für Probleme aufzeigt.

Es ist ein warmer Freitagnachmittag und ich treffe Yasmine in einem modernen, alternativen Café in Köln. Am Abend zuvor stand sie noch in der zweiten Reihe bei dem Konzert ihrer Lieblingssängerin Dua Lipa. Jetzt sitzt sie hier mit ihrer Iced Chocolate und erklärt mir ihr Verständnis von Politik.

Mit gerade mal 23 Jahren arbeitet sie bereits fest angestellt bei Zeit Online im Ressort X. Sie absolviert Auftritte in Talkshows, wie bei Markus Lanz oder dem Presseclub und wurde 2020 vom „Medium Magazin“ zu den „Top 30 bis 30“-Journalisten gewählt. Sie startete mit sogenannten „Wannabe- Texten“ im Literaturkurs an ihrer Schule und fing dann an frei zu schreiben. Yasmine ging alleine auf Parteitage, wo sie sich mit Leuten vernetzte und in der politischen Bubble Fuß fasste. Dann hat sie sich auf der Kölner Journalistenschule beworben und wurde, entgegen ihrer Erwartung, direkt angenommen. Wie sie zum politischen Journalismus gekommen ist, erklärt Yasmine so: “Ich glaube man wird oft ungewollt durch einen Migrationshintergrund politisiert. Das war bei mir auch der Fall und ich fand schon immer Geschichte, Analysen und Zusammenhänge geil.“

Radikale Kompromisse

Erst kürzlich war die 23-Jährige mit ihrem Buchdebüt „Radikale Kompromisse“ auf Lesereise, unter anderem in Kiel, Berlin und Köln. Darin analysiert sie das Politikgeschehen und gesellschaftliche Normen. Ihre These: „Kompromisse sind die Basis von Politik, weil unsere Demokratie einfach darauf aufgebaut ist, dass es Koalitionen gibt oder eine Partei mit einer starken Opposition regiert“. Die junge Journalistin sagt von sich selbst, dass sie ihre eigene Person nicht zu ernst nimmt und vor Herausforderungen einfach keine Angst hat: „Das Leben ist am Ende auch sehr irrelevant“. Sie geht locker an Sachen ran, was sich auch durch ihre Vorstellung von Karriere ableiten lässt. „Ich finde das Wort Karriere schwierig. Man weiß nicht was einen erwartet, wenn man anfängt.“ Dennoch geht sie passioniert an ihre Projekte ran. Das fällt auf, wenn Yasmine über ihre Lieblingsprojekte berichtet, wozu ihr Andreas Scheuer Porträt zählt. Auch die Erfahrungen als Reporterin bei der Wahlberichterstattung zur letzten Bundestagswahl gehören dazu. Für sie ist es erstrebenswert, „dass man es schafft, so viel zu verdienen, dass alles andere schön ist“.

Das Leben in der Öffentlichkeit

Im Gespräch mit ihr fällt auf, dass Yasmine weiß, was sie will und was sie kann. Sie ist reflektiert und wirkt mit ihrem Selbstbewusstsein wie das Gegenteil von eingebildet oder arrogant. Auf ihrem Instagram Profil teilt sie mit ihren 35.000 Followern nicht nur ihre Arbeit, sondern auch ihren Lifestyle, wie zum Beispiel Outfitbilder, Kaffee und Ästhetik. Auch da meint die Kölnerin, dass ihr Vieles einfach egal sei und sie sich keine Gedanken darüber macht, ob ihr Content den anderen Leuten gefällt. Die 23-Jährige hat kein Problem damit viel in der Öffentlichkeit zu stehen. Sie bezeichnet das Auftreten in der Öffentlichkeit als „eine Art Charakterweiterbildung“. Trotzdem gäbe es auch Phasen, da hätte sie keine Lust darauf und sie fragt sich was wäre, wenn sie einen anderen Weg gegangen wäre.

Ihre Berichterstattungsfelder konservative und liberale Politik sind ungewöhnlich für ihr Alter. Doch sie will das Prinzip Volkspartei und Freiheit in einer Demokratie verstehen. Auch die Rollen von Nischenparteien, wie zum Beispiel der FDP fasziniert sie. Jedoch liegen ihre Interessen nicht nur in der Politik, sondern auch im Musik- und Lifestylejournalismus. An letzterem hängt sie auch noch heute sehr.

„So wie du sprichst, klingt das ganz logisch“

Zu ihrem journalistischen Rollenverständnis gehört für sie auch die Verteidigung der Demokratie. Die AfD schließt sie für sich persönlich aus, weil sie vom Verfassungsschutz beobachtet wird und die Freiheit anderer begrenze. Gleichwohl würde Yasmine sich nicht als Aktivistin bezeichnen. Ihr Ziel ist es Realitäten abzubilden. Das heißt für die 23-Jährige: „in meinem persönlichen politischen Dingen ist es egal wie ich die Klimakrise aufhalten würde, es spielt für mich in dem Moment keine Rolle“. Sie findet die Balance zwischen seriösen Schreiben und das Vermeiden von zwanghaft schweren Texten. So merkte auch der Autor Tommi Schmitt bei einem Gespräch über die Klimakrise an „So wie du sprichst, klingt das ganz logisch.“ Über ihre Haltung zum Feminismus fällt auf, dass sie positiv auf die momentanen Entwicklungen schaut. Sie ist keine Befürworterin einer paritätischen Besetzung, aber wirbt für Expertise, die Frauen genauso mitbringen können.

Yasmine ist das beste Beispiel für Frauen mit Expertise. Der Fakt, dass sie auch Meinungen einnimmt, die nicht jeder teilt, macht sie nicht zur Außenseiterin. Das Gegenteil ist der Fall. Trotz ihres jungen Alters ist sie eine gefragte Stimme in der Öffentlichkeit. Das gilt nicht nur für ihr Wissen über Politik, sondern auch bei popkulturellen Themen. Ihre gutlaufenden sozialen Kanäle zeigen, dass Politik und Popkultur sich nicht ausschließen, sondern den Nerv der Zeit treffen.

Viktoria Wettengel

Viktoria Wettengel