Willst du wirklich Profifußballer werden?

Für viele Jugendliche ist es der große Traum: vor Tausenden Fans zu spielen, das Geld, die Pokale, der Ruhm. Das Leben als Profifußballer ist aufregend und luxuriös – doch ist der Weg dorthin es wert? Ein junger Fußballer gibt persönliche Einblicke in seinen Werdegang und erzählt ob es sich lohnt.

Elias Oubella kommt aus Deutschland,  und hat das erreicht, wovon viele träumen.  Nach sieben Jahren in den  Jugendmannschaften vom 1.FC Köln, hat  der junge Innenverteidiger mit 19 Jahren  den Sprung zum Profi geschafft. Beim Niederländischen Erstligisten Heracles  Almelo duelliert er sich jetzt mit Weltspielern wie Mario Götze. Wie hat er  das geschafft, was steckt hinter dem  Glanz und dem Geld, was ist der Preis den Oubella dafür zahlen musste?

Ich würde auf jeden Fall sagen es ist eine Mischung. Man sagt immer das Training irgendwann Talent schlägt. Aber wenn du überhaupt kein Talent hast, dann kannst du auch nicht viel besser werden. Ein bisschen Talent reicht, darauf kann man aufbauen. Und grundsätzlich ist es dann schon so, wer am härtesten trainiert und immer mehr macht als die anderen, wird dann auch besser als der Rest.

Ja, definitiv. Der Trainer von Fortuna hat
mich zufällig spielen sehen und mich zu
einem Probetraining eingeladen. Das habe
ich dann einfach mal gemacht und mir
hat’s direkt gefallen, deswegen war das
keine schwere Entscheidung für mich.

Eine Einladung zum Probetraining ist schön, aber das ist ja nicht der Schlüssel zum Erfolg. Worauf kommt es an: Talent oder Training?

Ich würde auf jeden Fall sagen es ist eine
Mischung. Man sagt immer das Training
irgendwann Talent schlägt. Aber wenn du
überhaupt kein Talent hast, dann kannst
du auch nicht viel besser werden. Ein
bisschen Talent reicht, darauf kann man
aufbauen. Und grundsätzlich ist es dann
schon so, wer am härtesten trainiert und
immer mehr macht als die anderen, wird
dann auch besser als der Rest.

Wann muss man anfangen härter und öfter zu trainieren als die anderen?

Naja, am besten so früh wie möglich
(lacht). Aber generell macht man sich natürlich im jungen Alter noch nicht so
viele Gedanken, da spielt man einfach.
Das fängt so in der U14, U15 an. Da wird
die Konkurrenz plötzlich größer und damit
auch der Leistungsdruck. Da arbeitet man
schon sehr an sich. Parallel kommt dann
noch langsam das Krafttraining hinzu.
Spätestens dann wird einem bewusst,
dass man mehr machen muss als andere
wenn man es schaffen will.

Bei dem ganzen Fußball bleibt da noch Zeit für andere Dinge die „normale“ Jugendliche tun, oder musstest du auch mal auf eine Party verzichten?

Ja definitiv auf viele Partys. Also ich würde
schon sagen auf ganz, ganz viele. Wir
hatten zum Beispiel einige Stufen Partys,
wie jeder Jugendliche, aber ich war auf
keiner einzigen von denen. Das war schon
manchmal ein bisschen blöd. Und auf
unserem Abiball war ich auch nicht… ging
nicht wegen Training.

Foto: privat

Elias Oubella hat bei Heracles Almelo in den Niederlanden
seinen ersten Profivertrag unterschrieben

Bei dem ganzen Fußball bleibt da noch Zeit für andere Dinge die „normale“ Jugendliche tun, oder musstest du auch mal auf eine Party verzichten?

Ja definitiv auf viele Partys. Also ich würde
schon sagen auf ganz, ganz viele. Wir
hatten zum Beispiel einige Stufen Partys,
wie jeder Jugendliche, aber ich war auf
keiner einzigen von denen. Das war schon
manchmal ein bisschen blöd. Und auf
unserem Abiball war ich auch nicht… ging
nicht wegen Training.

Du warst ja auf einem ganz normalen Gymnasium und hast dein Abitur gemacht, war dein Alltag auch ein ganz normaler?

Nein, nicht wirklich. Also ich war halt
selten in der Schule. Zu der Zeit war ich
auch noch in der Nationalmannschaft und
da hatten wir gefühlt alle zwei Wochen
irgendwelche Länderspiele. Da waren die
Fehlzeiten natürlich extrem. Wir hatten
zwar dann da eine Stunde am Tag, in der
wir lernen konnten, aber da musste man
dann drei oder vier Fächer machen, was
natürlich nicht möglich ist. Deswegen war
es oft so, wenn ich von so einem Trip
wiedergekommen bin und wir hatten zwei
Tage später eine Mathe Arbeit, bin ich
dann einfach nicht in die Schule
gegangen, weil ich lieber die Zeit zuhause
genutzt habe um zu lernen.

Wie haben deine Ambitionen als Profifußballer deine Freundschaften, Beziehungen beeinflusst?

Also ich habe meine besten Freunde, die
ich auch schon seit Kindheitstagen kenne
und die interessiert das eigentlich nicht ob
ich bei Dorfhausen oder Köln spiele. Als
ich dann nach Holland gezogen bin, habe
ich Freunde und Freundin natürlich
deutlich weniger gesehen. Aber meine
Freunde zeigen da Verständnis für und
nehmen es mir auch nicht übel, wenn ich
mich mal länger nicht melde.

Und deine Freundin?

(lacht) Am Anfang war es auf jeden Fall
sehr schwer. Als sie noch in der Abi-Phase
war und ich hier festhing wegen Fußball
da war es halt schon oft ein bisschen
stressig. Da musste ich mir schon vieles
anhören…Aber hat ja gut gehalten (grinst).

Hast du auf deinem Weg irgendwann mal mit dem Gedanken gespielt aufzuhören?

Ja, tatsächlich ja. Vor gut einem Jahr hab
ich mich am Knie verletzt. Meniskus,
Innenband, Kreuzband, alles kaputt. Und
das erste Mal war nach der OP, da dachte ich mir ok, das mache ich nie wieder. Und
dann stand ich nach langer Reha endlich
wieder auf dem Platz und hab halt wieder
gemerkt es geht nicht. Und da fragt man
sich irgendwann schon ob das alles noch
Sinn macht… Aber ist halt mein Leben. Ich
spiel seitdem ich sechs bin Fußball,
verdiene mein Geld damit und das macht
ja in gewissen Maßen auch Spaß (lacht).
Das schmeißt man alles schon nicht so
leicht weg.

Hast du einen Plan B fürs „Worst-Case-Szenario“?

Ja, ich mache momentan noch ein
Fernstudium, Finanzmanagement.

Macht dir das online Studium spaß?

Es ist okay. Klar, würde ich lieber nicht
allein zuhause vorm Laptop lernen, aber
das geht nun mal zeitlich nicht. Ein
normales Studium wäre schwer
unterzubringen neben dem Fußball.

Jetzt wo du weißt was damit verbunden ist Fußballprofi zu werden, würdest du den Weg in einem neuen Leben nochmal einschlagen?

Ja auf jeden Fall! Klar verpasst man viel
und manchmal würde man auch lieber am
Wochenende mit seinen Freunden feiern
gehen. Aber im Endeffekt kann man
immer noch auf fünfzig andere Partys
gehen, aber Fußballprofi kann man im
Leben nicht fünfzig Mal werden. Die
Chance hat man nur einmal.

Auch mit Hinblick auf das Risiko einer erneuten Knieverletzung und einem möglichen Karriere aus?

Wenn ich mich erneut verletzen sollte,
kann ich ja immer noch feiern gehen. Ich
bin ja noch keine dreißig. Es ist halt eine
persönliche Entscheidung, die man für
sich irgendwann treffen muss. Man muss
sich im Klaren sein auf was man verzichtet
und für sich selbst überlegen, ob es einem
das wert ist.

Finn Krebs

Finn Krebs