Von der Raketenstation aufs Hier und heute Sofa

Foto: privat

Philine Elster hat einen beeindruckenden Weg hinter sich. Mit gerade einmal 22 Jahren hat sie
bereits Fuß gefasst im Journalismus. Ihre Kraft schöpft sie aus ihrer Familie und einer
außergewöhnlichen Kindheit in einem künstlerisch geprägten Umfeld.

Der „special place“

Philine wurde in Frankfurt geboren, hat aber den Großteil ihrer Kindheit auf der Raketenstation
Hombroich verbracht. Das Museumsgelände, das bis 1990 im Besitz der Nato war, bietet heute
Künstlern, Literaten, Komponisten und Wissenschaftlern aus der ganzen Welt einen Platz zum Leben
und Arbeiten. „Als ich 2005 auf die Raketenstation gezogen bin, war ich das einzige Kind, das dort
zusammen mit drei Erwachsenen gelebt hat. Andere Menschen haben dort nur tagsüber gearbeitet“,
erzählt Philine, die Tochter einer Opernsängerin. „Es ist verrückt im Kunst und Kultur Kontext
aufzuwachsen. Konzerte sind ganz normal für dich, Backstage zu sein, Ausstellungseröffnungen, viele
erwachsene Menschen rund um die Uhr. Dieser Ort ist so ein special place“, sagt die 22-Jährige. Ihr
ist deutlich anzumerken, wie begeistert sie ist. „Ich habe erst in der Schule verstanden, dass es bei
meinen Freunden anders ist. Nachbarn, die direkt nebenan wohnen. Ein Papa, der zum Abendessen
nach Hause kommt und alle sitzen beisammen. Dieses ganz normale Wohnen war mir lange fremd“,
verrät Philine. Dabei sei sie jedoch nie einsam gewesen.

Ankommen im Journalismus

Ursprünglich wollte Philine Schauspielerin werden. Nach dem Abitur entschied sie sich aber für den
Studiengang Intermedia an der Universität zu Köln. Dieser bot ihr die Möglichkeit Grundlegendes
über Medienpädagogik, Medienkulturwissenschaften und einige andere medienbezogene Themen zu
erlernen. Schon während des Studiums begann sie journalistisch zu arbeiten. 

Die Wahlkölnerin fürs Herz, wie sie sich selbst bezeichnet, verfasste unter anderem Texte für koeln.de und berichtete über lokale Events. Mittlerweile ist sie im Journalismus-Geschäft angekommen. Eigenen Angaben zufolge ist sie die jüngste Netzreporterin der TV-Sendung „Hier und heute“ des Westdeutschen Rundfunks (WDR). Dort sitzt sie auf dem roten Sofa und spricht über relevante Netz-Themen, die Menschen bewegen, wie beispielsweise den Beginn des Krieges in der Ukraine.

Doch das ist noch längst nicht alles. Ebenso am Herzen liegt ihr Journalismus für Kinder und
Jugendliche. Philine produzierte bereits für das Kinderradio KiRaKa vom WDR einen Beitrag und
engagierte sich an einem Projekt des Kinderschutzbundes Neuss, bei dem ein
„Kinderrechtebriefkasten“ aufgestellt wurde. Besonders stolz ist die junge Journalistin, dass sie Ende
Juni bei der UN-Ozeankonferenz in Lissabon teilnehmen und darüber im Auftrag der deutschen
Gesellschaft für die Vereinten Nationen Bericht erstatten darf. Sie setzte sich gegen zahlreiche
andere Jung-Journalist*innen durch, von denen nur fünf angenommen wurden. Ein weiteres großes
Projekt, dem sie bereits entgegenfiebert, ist eine Hospitation im ARD Studio New York im
kommenden November.

Raus aus der Komfortzone

Dass Philine bereits mit 22 Jahren so ein breites Portfolio an Tätigkeiten aufweisen kann, liegt an
ihrem Ehrgeiz und Fleiß. Damit unterscheidet sie sich von vielen anderen in ihrem Alter. Ihre
erfrischende, bodenständige und authentische Art kommt gut an. Philine selbst sagt, dass ihre Mama Annette ihre Inspiration sei: „Sie hatte einen großen Impact auf mich. Sie ist eine Frau, die super  stark, eigenständig und selbstbewusst ist, sich auf die Bühne stellt und ihr Ding durchzieht. Von ihr  habe ich viel mitbekommen.“ Ihre Fähigkeit zu schreiben und Projekte anzugehen habe sie von ihrem  Vater, der im Bereich Kultur und Theater Werke verfasst. Doch für Philine war es nicht leicht, sich so  jung in der Arbeitswelt zu behaupten: „Ältere Menschen nehmen einen nicht immer ernst. Auch  Neid, besonders unter Gleichaltrigen, spielt eine Rolle. Dabei habe ich mich auch selbst mal ertappt.


Mittlerweile bin ich aber davon überzeugt, dass man sich in dieser Branche gegenseitig unterstützen
muss.“ Anderen jungen Journalist*innen rät sie: „Traut euch. Haut einfach mal eine Bewerbung raus.
Und wenn eine Absage kommt, dann lasst euch nicht entmutigen. Aus der Komfortzone
herauszugehen bringt es immer!“. Das hat sie mit ihrem faszinierenden Werdegang definitiv
bewiesen.

Franziska Pietsch

Franziska Pietsch