Heimat, Familie und die damit verbundenen Gefühle

ein Interview von Juliane mit Charlotte

Wie verändert sich unsere Verständnis von Heimat, wenn wir uns ein neues Zuhause aufgebaut haben? Um zu beantworten, wie junge Menschen sich mit ihrer Heimat und ihrer Familie verbunden fühlen, spricht Juliane mit Charlotte.

Du bist für dein Studium umgezogen. Wo kommst du her und wo lebst du inzwischen?
Ich bin für mein Studium von Hamburg nach Berlin gekommen. Hamburg ist aber nicht meine ursprüngliche Heimat. Aber das kommt auch ein bisschen darauf an, wie man Heimat für sich definiert, denke ich. Ich bin ursprünglich im Westen von Berlin geboren und nach einigen Jahren als kleines Kind noch mit meinen Eltern nach Stuttgart gezogen. Da bin ich dann aufgewachsen und bis 2012 habe ich dort dann auch gelebt und mein Abitur gemacht.


Wie weit ist dein jetziges Zuhause von deiner Heimat entfernt?
Stuttgart ist 633km von meiner jetzigen Wohnung entfernt, also schon ein ganzes Stück. Und das, also meine Familie, würde ich als Heimat bezeichnen. Und ich glaube, das ist dann auch egal, wo die wären.


Wie oft fährst du in deine Heimatstadt, also zu deiner Familie?
Mhhh. Ich glaube, ich fahre so zwei bis vier Mal im Jahr in meine Heimatstadt. Damit würde ich dann Stuttgart meinen. Das mache ich eigentlich meistens nur, um meine Familie zu besuchen, besonders viele Kontakte, so Freundschaftskontakte, habe ich da eigentlich nicht mehr, nur noch so zwei bis drei vereinzelte, und die wohnen selber auch nicht mehr in Stuttgart. Da sieht man sich dann manchmal auch in deren jetzigen Wahlheimaten oder hier in Berlin. Und eben zu den typischen Verdächtigen: Weihnachten, manchmal an Ostern, im Sommer in den Semesterferien bin ich mal Zuhause.


Wie haben sich deine Gefühle zu deiner Heimatstadt verändert, seitdem du weggezogen bist?
Für mich war es immer klar, dass ich noch andere Orte sehen möchte, an anderen Orten heimisch werden möchte und an anderen Orten ein Zuhause finden möchte. Deswegen bin ich auch sofort nach dem Abitur ausgezogen und habe andere Städte erkundet. Mein Verhältnis hat sich im Laufe der Jahre, im Laufe der letzen acht Jahre, so verändert, dass einfach immer weniger an diesem Ort hängt. Es verändert sich immer mehr. Es sind andere Menschen da, es ist einfach nicht mehr dasselbe, wie als man da gewohnt hat, also als ich dort gewohnt habe. Und deswegen verbinde ich auch immer weniger Persönliches mit diesem Ort.

Wo siehst du dein Zuhause in der Zukunft? Kannst du dir vorstellen, zurück zu deiner Familie zu gehen?
Ja und Nein. Ich habe nichts gegen meine Heimatstadt. Sie ist eine tolle Stadt, die vielen Menschen ein Zuhause gibt, wo man gut Kinder großziehen kann, wo es eine gute Infrastruktur gibt, die Menschen sind bestimmt ganz toll. Ich kann mir momentan nicht vorstellen, dort hin zu ziehen, weil es einfach Orte gibt, die mir gerade mehr entsprechen, wo ich mehr das Gefühl habe ich selbst zu sein und wo ich mehr erreichen kann – auf persönlicher und beruflicher Ebene.
Aber wer weiß. Ich glaube, das ändert sich immer noch mal, wenn man irgendwann selbst Kinder hat und die Geschwister selbst Kinder haben und man vielleicht dann seine Familie näher um sich haben möchte. Ich kann mir vorstellen, dass das ein großer Faktor sein kann. Und so ist das meinen Eltern ja auch gegangen. Als sie Kinder bekommen haben, sind sie zurück in ihre Heimat gegangen. Von dem her kann ich mir vorstellen, dass irgendwann dieses Bedürfnis wieder kommt. Ich sehe allerdings grade nicht wirklich einen Vorteil von meiner Heimatstadt gegenüber Berlin, wo ich jetzt wohne. Deswegen jetzt nein, absolut unwahrscheinlich würde ich es nicht nennen.

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Dieses Interview gehört zu dem Artikel „Zuhause fühlen“ und wurde von Juliane Herbst geführt.

Titelbild-Konzept von Juliane Herbst

[ssba]

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